Knips dir deine Poesie

Kreativ gegen die LAngeweile zuhause

Der Rasen ist gemäht, der Flur neu gestrichen, die Wohnung blinkt, Netflix bietet nichts Neues und ein gutes Buch ist gerade nicht zur Hand? Kein Problem: Wir bieten Wissenswertes und kreative Aufgaben für zuhause und zaubern ein bisschen Poesie in Ihr Leben!

Macht mit und wenn Ihr wollt, schickt uns Eure Ergebnisse per E-Mail an wieland-museum@biberach-riss.de.

Knips dir Deine Poesie!

Okay, unsere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sind momentan stark eingeschränkt. Dennoch: Der Frühling naht, die Sonne lacht (zumindest zeitweise) und die Tage werden wieder länger - machen wir das Beste daraus! Wir sammeln hier auf wieland-goes-creative Gedichte, Zitate und Fragmente sowie eigene Texte zum Thema Natur. Schickt uns Gedichte und Eure eigenen Fotos dazu - egal, ob aus dem Garten, vom Waldspaziergang oder die Blumen auf dem Esszimmertisch. Wir wählen die Besten aus und stellen sie online, wenn Ihr uns das erlaubt! Was Ihr auch machen könnt: Sendet uns Texte und Bilder zum Thema Zeit (egal, ob Langeweile oder Sehnsucht nach Ruhe - je nach Lebenssituation!).
E-Mails bitte an wieland-museum@biberach-riss.de


Auch die Söhne von Viia Ottenbacher haben uns etwas zugesandt: Sie haben ihre Gedanken formuliert - vielen Dank dafür!

 

Am See sitzend - schweigsam und staunend - in mich gekehrt.
Die Natur zeigt sich in Ihrer vollen Pracht, schaut hin -
sie bleibt keinem verwehrt.
So küsst mich die Muse und lässt mich besinnen auf die
wirklich wichtigen Dinge,
und so jeden Tag mit einem innigsten Danke! zu beginnen.
Alles erholt sich und kommt zur Ruh',
es bleibt die Hoffnung, dass auch wir Menschen lernen dazu.
Ein bisschen mehr Abstand und Aufmerksamkeit, ein gesundes Maß
an Demut und Dankbarkeit.
Viel Leid immer mehr auf der ganzen Welt und auf einmal gibt es
unglaublich viel Geld.
Doch wieder sind die Ärmsten am ärmsten dran, da fragt man sich schon,
wie man helfen kann.
Ein wenig Verzicht von mir und von Dir, ein wenig teilen von Herzen -
das wünsche ich mir.
Nun neigt sich ein schöner Tag dem Ende zu, ich wünsche allen:
genießt ein wenig die Ruh'.

 

Jan Ottenbacher, Staig-Fronreute

 


Die Natur gibt uns alles was wir benötigen:
Freude, die Jahr für Jahr auf‘s neue uns erfüllt, wenn die ersten
Blumen sprießen & die Bäume ihr Frühlingserwachen zelebrieren....
Hoffnung, auf Tage mit Sonne, Wärme, Zuversicht....
Leben, gezeigt durch die vielen Tiere die mit uns diese schöne Welt bewohnen….
Ruhe, wenn wir an einem Bergsee verweilen oder auf einer Bank
sitzend die Wiesen und Felder betrachten...
Frieden, bei einem Spaziergang durch einen Wald....
Demut, die sich einstellt, sobald wir von einem Berggipfel in die
Ferne sehen...
Erfüllung, denn die Natur zeigt uns, dass es immer ein "Weiter"
gibt, ganz gleich was passiert!

 

Ernst Ottenbacher, Moorrege

 


Von Edeltraud Garlin aus Biberach zugesandt:

 

Am Straßenrand, bedeckt mit Staub,

blüht eine Nessel, die ist taub.
Sie blüht bei Sonnenschein und Frost,

mühselig, aber doch getrost.
Dereinst, an Tage des Gerichts,

(sie hört von den Posaunen nichts)
wird Gott ihr einen Boten schicken.

Der wird die taube Nessel pflücken
und in den siebten Himmel bringen.
Dort hört sie dann die Engel singen.

 

Karl Heinrich Waggerl

(Bild: Pixabay)


 Von Viia Ottenbacher, der ehemaligen Leiterin des Wieland-Museums, zugesandt: 

  

 Es geht doch, sagt mir was ihr wollt,
 nichts über Wald und Gartenleben,
 und schlürfen ein dein trinkbar Gold,
 o Morgensonn', und sorglos schweben
 daher im frischen Blumenduft,
 und, mit dem sanften Weben
 der freien Luft,
 als wie aus tausend offnen Sinnen
 dich in sich ziehen, Natur, und ganz in dir zerrinnen!
 
Christoph Martin Wieland, aus: Der Vogelsang oder die drey Lehren, 1778)


Von Christoph Zeller aus Nashville zugesandt:

 

Weltende

 

Es ist ein Weinen in der Welt,

als ob der liebe Gott gestorben wär,

und der bleierne Schatten, der niederfällt,

lastet grabesschwer.

 

Komm, wir wollen uns näher verbergen …

Das Leben liegt in aller Herzen

wie in Särgen.

Du, wir wollen uns tief küssen …

 

Es pocht eine Sehnsucht an die Welt, an der wir sterben müssen.

 

Else Lasker-Schüler


Von Regina Vogel aus Biberach zugesandt:

 

Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde. Nichts ist trauriger als der Anblick eines nackten, kahlen Feldes, das dem Auge nichts als Steine, Lehm und Sand darbietet. Aber wenn die Erde, durch die Schönheit der Natur belebt, beim Rauschen der Bäche und beim Zwitschern der Vögel, in ihrem hochzeitlichen Gewand ist, dann bietet sich dem Menschen in der Harmonie der drei Reiche ein Schauspiel voller Leben, Interesse und Reiz dar, das einzige Schauspiel auf der Welt, dessen sein Auge und sein Herz nie müde werden.

 

Jean-Jacques Rousseau


Von Doris aus Dautphetal zugesandt:

 

Gefunden

 Ich ging im Walde so für mich hin,
 und nichts zu suchen, das war mein Sinn.

 Im Schatten sah ich ein Blümchen steh'n,
 wie Sterne leuchtend, wie Äuglein schön.

 Ich wollt' es brechen, da sagt' es fein:
 Soll ich zum Welken gebrochen sein?

 Ich grub's mit allen den Würzlein aus,
 zum Garten trug ich's, am hübschen Haus,

 Und pflanzt es wieder am stillen Ort;
 Nun zweigt es immer und blüht so fort.


Johann Wolfgang von Goethe


Von Reinhard Pantel aus Biberach zugesandt:

Nicht alles ist abgesagt
Sonne ist nicht abgesagt.

Frühling ist nicht abgesagt.

Beziehungen sind nicht abgesagt.

Liebe ist nicht abgesagt.

Lesen ist nicht abgesagt.

Musik ist nicht abgesagt.

Fantasie ist nicht abgesagt.

Freundlichkeit ist nicht abgesagt.

Zuwendung ist nicht abgesagt.

Gespräche sind nicht abgesagt.

Hoffnung ist nicht abgesagt.

Beten ist nicht abgesagt.


Von Dr. Peter Schröder zugesandt:

 

Hälfte des Lebens

 

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne;
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm' ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.


Friedrich Hölderlin (1804)

 


Von Ursula aus Biberach zugesandt:

 

Die Hummel

Honig naschen, Nektar schlürfen,
auf jeder Blüte landen dürfen,
das ist der Hummel Tageslauf.
Doch einem Physiker fiel auf,
der Körper groß, die Flügel klein,
die Hummel fliegt, das darf nicht sein!
Doch da die Hummel das nicht weiß,
fliegt sie trotzdem mit Bienenfleiß.
Natur schafft manches noch mit List,
was offenbar nicht möglich ist! 

(Helmut A. Pätzold) 

 

 


Von Frank Brunecker, Leiter des Museums Biberach, zugesandt:

 

Das Lächeln tanzt

 

Engel! o nimms, pflücks, das kleinblütige Heilkraut.
Schaff eine Vase, verwahrs! Stells unter jene, uns noch nicht
offenen Freuden; in lieblicher Urne 
rühms mit blumiger, schwungiger Aufschrift: Subrisio Saltat.

Rainer Maria Rilke, aus: Die fünfte Elegie



Von Antje aus Bergatreute zugesandt

 

Die Schönheit der Erde kann man nicht kaufen, sie gehört dem, der sie entdeckt, der sie begreift und der es versteht, sie zu genießen.

 

 

Henry Bordeaux

 

 

 

 


Von Sarah aus Konstanz zugesandt:

 

Jetzt

 

schreibe ich ein Gedicht

 

über Sehnsucht

und

Träume

 

über Enttäuschung

und Hoffnung

 

 

über Vergangenheit

und

Zukunft

 

nicht über Gegenwart.

 

Dirk Levsen


Die Zeit geht nicht

 

Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karawanserei,
Wir sind die Pilger drin.

Ein Etwas, form- und farbenlos,
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.

 

 

 

Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts.

Es ist ein weisses Pergament
Die Zeit, und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.

An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End',
Auch ich schreib' meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.

Froh bin ich, dass ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb' ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.

 

Gottfried Keller

 

(Foto Pixabay)


Die Natur ist... alles was ist, was war und was sein wird, und ihren Schleier hat noch kein Sterblicher aufgedeckt.


Christoph Martin Wieland, aus: Geschichte der Abderiten

 

Foto: Pixabay