Christoph Martin Wieland-Stiftung und Universität Konstanz
Exkursion nach Griechenland
„Literatur und Menschenrechte“ heißt das aktuelle Seminar, das Kerstin Bönsch (Wieland-Stiftung) und Sarah Seidel (Uni Konstanz) in diesem Wintersemester gemeinsam veranstalteten. Mit über 20 Studierenden reisten sie nach monatelanger Vorbereitung vor Kurzem eine Woche nach Griechenland, um im transnationalen Verbund mit der Universität der Ägäis zusammenzuarbeiten. Die Ergebnisse des so genannten Travelling-Seminars sollen für eine Ausstellung im öffentlichen Raum in Biberach ausgearbeitet werden; und auch auf Rhodos arbeitet man an einer Weiterentwicklung der Ideen für die dortige Biennale für praktische Philosophie.
"Freiheit der Presse ist Angelegenheit und Interesse des ganzen Menschengeschlechts“, heißt es in Wielands Schrift „Über Rechte und Pflichten der Schriftsteller“ aus dem Jahr 1785. Wieland setzte sich als Journalist und Herausgeber der auflagenstärksten und langlebigsten Zeitschrift des 18. Jahrhunderts für Pressefreiheit ein. Diese ist in Form von Artikel 19 in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte eingegangen. Die beiden Initiatorinnen Sarah Seidel und Kerstin Bönsch beschäftigten sich zusammen mit den Studierenden jedoch nicht nur mit Wieland und der Meinungsfreiheit, sondern beleuchteten schlaglichtartig verschiedene Aspekte im Zusammenspiel von Literatur und Recht: Religionsfreiheit, Menschenwürde am Lebensende, Diskriminierung und Identität, Arbeit und Wohlfahrt, Freizügigkeit und Asyl sowie vieles mehr. Behandelt wurden Autor*innen wie Goethe (Iphigenie auf Tauris), Heinrich Böll (Erzählungen) und Elfriede Jelinek (Die Schutzbefohlenen).
„Die Fortsetzung des Seminars in Griechenland ermöglichte uns den Austausch mit Menschen, die sich in ihrer täglichen Arbeit mit Menschenrechten beschäftigen. Außerdem konnten wir unsere Themen noch einmal anders, nämlich philosophisch, perspektiveren. Diesen Austausch und Perspektivwechsel halte ich für eine sehr wertvolle und nachhaltig wirkende Erfahrung.“, sagt Sarah Seidel, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Konstanz das Hauptseminar leitete. Die Studierenden hatten in Athen die Möglichkeit, sowohl mit dem Direktor der NGO Antigone zu sprechen als auch einen Eindruck von der Arbeit der Deutschen Botschaft zu gewinnen. In Rhodos näherten sich die Studierenden dem Themenkomplex Literatur und Menschenrechte schließlich von einer ganz anderen Seite: mittels eines philosophischen Zugangs. Elena Theodoropoulou leitet dort das Forschungslabor für angewandte Philosophie. Zusammen mit ihren zwei Doktorandinnen führte die Professorin die deutschen Studierenden in ihre Disziplin ein und regte zu inspirierenden Diskussionen an. Kerstin Bönsch ergänzte mit Informationen zu Herausforderungen und Möglichkeiten von Literaturausstellungen und Sarah Seidel vertiefte auf Rhodos weitere literarische Texte.
„Durch die Arbeit im transnationalen Verbund bekommen Themen noch einmal eine andere Perspektive und ich finde es ganz wunderbar, dass diese Impulse nach Biberach zurückgespielt werden“, sagt Kerstin Bönsch über die Kooperation mit der Universität Konstanz. Nun arbeiten die Studierenden unter der Leitung der Initiatorinnen an der Ausstellung in Biberach, die im Herbst 2023 gezeigt werden soll.
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