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Goethe in Love

Charlotte von Stein ist eine Hofdame am Weimarer Hof von Anna Amalia und verheiratet, als Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) sie 1775 kennen lernt. Sie wird Goethes Muse und er schreibt ihr über 1.600 Briefe. Er soll auch seine Figuren Iphigenie und Eleonore nach ihr gestaltet haben. Angeblich ist es wegen Charlottes Ehe bei einer platonischen Liebe geblieben. 1789 kommt es zum Bruch der beiden, während Goethe bereits mit Christiane Vulpius zusammenlebt. Charlotte von Stein und Goethe sind jedoch ab 1810 wieder freundschaftlich miteinander verbunden.


Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein, 1779

 

Wenn ich an einen Ort komme, wo ich mit Ihnen gewesen bin, oder wo ich weiß, dass Sie waren, ist mir‘s immer viel lieber. Heut hab ich im Paradiese an Sie gedacht, dass Sie drin herumgingen eh Sie mich kannten. Es ist mir fast unangenehm, dass eine Zeit war, wo Sie mich nicht kannten, und nicht liebten. Wenn ich wieder auf die Erde komme, will ich die Götter bitten, dass ich nur einmal liebe, und wenn Sie nicht so feind dieser Welt wären, wollt ich um Sie bitten zu dieser lieben Gefährtin. (…) Indem ich das Blatt umwende, bedenk ich, dass ich Ihnen diesen Brief gleich schicken, und morgen um diese Zeit schon Antwort von Ihnen haben kann. Wenn Sie einigermaßen können, schreiben Sie mir viel. Grüßen Sie den Herzog.


Adieu Liebste. Schreiben Sie mir, dass Sie wohl
sind. Adieu.

 

Abends halb neune.
G.

 


Liebe und Ehe im 18. Jahrhundert

Heutzutage ist es für uns normal, aus Liebe zu heiraten. Doch im 18. Jahrhundert war die so genannte "Vernunftehe" noch die Norm. Man heiratete aufgrund von sozialem Status, Vermögensverhältnissen und religiöser Zugehörigkeit.  Während man jedoch das Fremdgehen des Ehegattens im 18. Jahrhundert als Bagatelle ansah, begegnete man ‚gefallenen‘ Frauen mit Verachtung. Besonders Frauen betrachteten diese Frauen mit Verachtung und grenzten sie aus. Darüber hinaus gab es eine klare Rollenzuschreibung im Bildungsbürgertum: In den 1770er und 1780er Jahren wurde die Frau auf ihren Wirkungskreis als Hausfrau, Mutter und Ehefrau beschränkt. Galt die Frau bis dahin in Folge von Evas Erbsünde als Verführerin des Mannes, so wird gegen Ende des 18. Jahrhunderts die sexuelle Lust des Mannes in den Fokus gerückt und die Frau zum sexuellen Opfer erklärt. Diese weibliche Viktimisierung ging einher mit der Annahme, die weibliche Natur sei sexuell passiver, zurückhaltender, feinfühliger und sittlich gefestigter als die des Mannes. Erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wird die 'romantische Liebe' zum vorrangigen Heiratsgrund.


Johann Wolfgang von Goethe

Weitere Infos zu Goethe findet Ihr unter folgendem Link hier.


Und wenn es ein bisschen fiktionaler sein darf: empfehlen wir diesen Film über Goethe!


CHarlotte von Stein

Hier findet ihr ein Porträt über Charlotte von Stein zusammengestellt von der Klassik Stiftung.


Liebesgedicht von Goethe


Willkommen und Abschied, 1775

(entstanden ist das Gedicht jedoch bereits 1771, als sich Goethe in Friederike Brion verliebt hatte!)

 

Es schlug mein Herz, geschwind, zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.


Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!


Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!

 

Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!