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Schiller in Love

Friedrich Schiller (1759-1802) lernt Charlotte von Lengefeld 1787 kennen, 1790 heiratet er sie. Der Dichter interessiert sich auch für Charlottes Schwester Caroline und denkt über eine Dreierbeziehung nach, für die sich Charlotte jedoch nicht begeistern kann. Aus der Ehe mit Charlotte gehen vier Kinder hervor.


Friedrich Schiller an Charlotte Lengefeld, 1789

 

Wie schön bin ich heute erweckt worden! Das Erste, worauf mein Auge fiel, waren Briefe von Euch. Mit dem Gedanken schlief ich ein, heute welche zu erhalten. An diesen periodischen Freuden werde ich künftig alle meine Zeit abzählen, bis uns endlich dieser dürftige Behelf nicht mehr nötig ist. Aber wie ungenügsam sind doch unsre Wünsche! Wie viel hätte ich noch vor einem Monat um die blosse Hoffnung dessen gegeben, was jetzt schon in Erfüllung gegangen ist! Um einen einzigen Blick in Deine Seele! Und jetzt, da ich alles darin lese, was mein Herz sich so lange wünschte, eilt mein Verlangen der Zukunft vor, und ich erschrecke über den langen Zeitraum, der uns noch trennen soll. Wie kurz ist der Frühling des Lebens, die Blütenzeit des Geistes, und von diesem kurzen Frühling soll ich Jahre vielleicht noch verlieren, ehe ich das besitze, was mein ist. Unerschöpflich ist die Liebe und wenig sind der Tage des Lenzes!
In einer neuen schöneren Welt schwebt meine Seele, seitdem ich weiß, dass Ihr mein seid, teure, liebe Lotte, seitdem Du Deine Seele mir entgegentrugst. Mit langen Zweifeln ließest Du mich ringen, und ich weiß nicht, welche seltsame Kälte ich oft in Dir zu bemerken glaubte, die meine glühenden Geständnisse in mein Herz zurückzwang. Ein wohltätiger Engel war mir Caroline, die meinem furchtsamen Geheimnis so schön entgegenkam. Ich habe
Dir Unrecht getan, teure Lotte. Die stille Ruhe Deiner Empfindungen habe ich verkannt und einem abgemessenen Betragen zugeschrieben, das meine Wünsche von Dir entfernen sollte. O Du musst sie mir noch erzählen, die Geschichte unsrer werdenden Liebe. Aber aus Deinem Munde will ich sie hören. Es war ein schneller, und doch so sanfter Übergang! Was wir einander gestanden, waren wir einander längst, aber jetzt erst genieße ich alle unsre vergangenen Stunden. Ich durchlebe sie noch einmal, und alles zeigt sich mir jetzt
in einem schöneren Licht. (…)
Lebe wohl, teure, liebe Lotte und denke, dass für mich keine
Freude ist, als bis ich wieder Briefe von Euch sehe. Adieu.
Meine Lieben.


eIn Wunderschöner Film rund um Schillers "Geliebte Schwestern"


liebe und Ehe um 1800

Erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wird die Ehe romantisiert. Die Liebe wird zum vorrangigen Heiratsgrund anstatt von sozialem Status, Vernögensverhältnissen und religiöser Zugehörigkeit. Im 18. Jahrhundert werden auch Dreiecksbeziehungen sowohl im wahren Leben als auch literarisch thematisiert - nicht nur in Schillers Leben, sondern zum Beispiel auch literarisch in Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" oder Sophie von La Roches "Rosliens Briefe". Allerdings ist die Zweigleisigkeit nur dem Mann gestattet.


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