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Stael in Love

Dank ihres Buches De L‘Allmagne ist Deutschland das ‚Land der Dichter und Denker‘: Germaine de Staël (1766-1817). Die Schweizer Schriftstellerin ist eine schillernde Figur ihrer Zeit. Bereits ihr Vater Jacques Necker ist Finanzminister unter Ludwig XVI, ihr Ehemann ist Botschafter und sie selbst genießt diplomatische Immunität. Sie mischt sich in die französische Politik ein und hatte eine skandalträchtige Affäre mit dem französischen Kriegsminister. 1794 begegnet sie der Liebe ihres Lebens: dem Literaten und Politiker Benjamin Constant, der jedoch eine andere heiratet.  


Germaine de Staël an Benjamin Constant, 1814

 

Nein, fürwahr, ich vergesse Sie nicht; ich wollte, dass ich es könnte, denn ich trage einen Schmerz tief in der Seele, den die Zerstreuung wohl eine Weile beschwichtigen kann, aber der wieder aufwacht, sooft ich allein bin – es ist das unwiederbringlich verfehlte Glück. Hätten Sie den Charakter des mir ergebenen Freundes besessen, so wäre ich allzu glücklich gewesen; ich verdiente es nicht. – Sie wiedersehen wäre die Auferstehung meines Geistes und einer Fähigkeit, zu hoffen, die mit allem übrigen erloschen ist. – Ich werde nach dem Kontinent reisen, wenn Sie nicht hierher kommen; mir scheint, dass man es gegenwärtig kann – aber wer weiß, was aus der Welt werden wird! (…) Ach Benjamin, Sie haben mein Leben verschlungen! Kein Tag ist seit 10 Jahren verflossen, an welchem mein Herz nicht gelitten hätte – und ich liebte Sie doch so sehr! Es ist grausam – lassen wir das, aber nie kann ich Ihnen vergeben, weil ich nicht aufhören kann zu leiden. – Der arme Herr von Narbonne! Er war nur leichtsinnig, aber er hat sich auch ins Verderben gestürzt – Suchen Sie mir Ihre Pläne bestimmt mitzuteilen – die meinen hängen sehr von Albertinen ab; was soll aus ihr werden? Bis jetzt gefällt ihr das nicht, was sich geboten hat, und dies Land ist wunderlich. – Ach, das Sandgebäude des Lebens ist ein mühselig Ding, und nichts hat festen Bestand als der Schmerz. – Schreiben Sie mir!


weitere Infos zu germaine de stael

Ein Portrait über Germaine de Stael gibt es beim Deutschlandfunk Kultur unter diesem Link hier.


Ehe, beruf und Gleichberechtigung

Frauen wurden auch Anfang des 19. Jahrhunderts rechtlich und gesellschaftlich nicht gleich behandelt. In der Französischen Verfassung von 1793, die jedoch niemals in Kraft trat, waren lediglich erwachsene Männer stimmberechtigt. Selbst moderne Denker wie Immanuel Kant schlossen die Frauen vom Wahlrecht aus. Den Frauen wurde zu dieser Zeit auch jegliches künstlerische Genie abgesprochen. Hier eine Aussage des Philosophen Johann Gottlieb Fichte: „Ist sie (die Schriftstellerin) verehelicht, so erhält sie durch ihren schriftstellerischen Ruhm eine von ihrem Gatten unabhängige Selbstständigkeit, die das eheliche Verhältnis notwendig entkräftet und zu lösen droht.“ Und auch in literarischen Werken wird das Bild der Frau als treu sorgende Ehefrau und Mutter in einem gut organisierten Haushalt propagiert. Wie weit Madame de Stael von dieser vorherrschenden Meinung abweicht, ist offenkundig.