Aufgepasst:
Wo reisten Schriftstellerinnen und Schriftsteller hin? Was war ihre Motivation zum Ausbruch aus dem Alltag? Mit welchen Erfahrungen und Gedanken kehrten sie wieder nach Hause und wie machten sie ihre Reisen literarisch fruchtbar? Reisetagebücher sind Teil der Literaturgeschichte. Wir beleuchten historische Routen und moderne Wege. In der ersten Folge gehen Jutta Heinz und Kerstin Bönsch der Frage nach dem Sinn und Zweck des Reisens nach.
Wir folgen Hape Kerkeling auf seiner Pilgerreise auf dem berühmten Jakobsweg und stellen fest: Es gibt Parallelen zu Goethes Italienreise! Die beiden Autoren - so unterschiedlich sie auch sind - haben einiges gemeinsam. Reisen ist für sie beide ein transformativer Akt. Die Motivation zum Aufbruch entsteht aus einer Lebenskrise heraus. Findet der Komiker Hape Kerkeling auf seiner Wanderung nach Santiago de Compostela Erleuchtung?
Impressionen von Kerstins Pilgerreise
Hape Kerkeling lief die wohl bekannteste Route des Jakobsweges: Er startete im französischen Saint-Jean-Pied-de-Porte und kam rund sechs Wochen später und nach rund 600 Kilometern Fußmarsch in Santiago de Compostela an.
Kerstin begab sich im Sommer 2024 auf den sognannten "Schwabenweg". Es ist eine Teilstrecke des Jakobsweges, der von Konstanz am Bodensee zum Kloster Einsiedeln führt. Er verbindet deutsche Jakobswege mit der Schweizer Hauptroute. Der Weg ist rund 110 Kilometer lang. Er hat einige anspruchsvolle Anstiege und man braucht für die Gesamtstrecke fünf bis sechs Tage, je nach Kondition.
Kerstins Etappen waren:
- Konstanz bis Tobel (rund 27 Kilometer)
- Tobel bis zum Kloster Fischingen (rund 20 Kilometer)
- Kloster Fischingen ins nach Steg im Tösstal (rund 16 Kilometer übers Hörnli)
- Steg bis Rapperswil am Zürichsee (rund 27 Kilometer)
- Rapperswil bis zum Koster Einsiedeln (rund 19 Kilometer)
Ja, ich war als Pilger-Touristin zu erkennen, als ich in Konstanz aus dem Bus ausstieg: Ich trug Wanderschuhe, Trecking-Hose, Funktionsshirt und einen großen Rucksack mit einer Muschel als Erkennungszeichen. Das war ein Statement. Auch wenn ich nur eine knappe Woche unterwegs sein würde - ich war ein bisschen aufgeregt! Am See genoss ich noch einmal die wunderschöne Aussicht, atmete tief ein und begab mich also tatsächlich auf Pilgerschaft. Ich musste mich spurten. Für den ersten Tag hatte ich mir eine Strecke von fast 30 Kilometer Fußmarsch vorgenommen. Die größte Herausforderung war zu Beginn jedoch nicht die Distanz, sondern den Weg überhaupt zu finden. Eine Umleitung war ausgeschildert, als ich Konstanz verließ. Nur leider war sie für mich nicht logisch rekonstruierbar. Nach etwa drei Kilometern kam ich wieder an meinem Ausgangspunkt an. Ich war im Kreis gelaufen. Wie sinnbildlich, fluchte ich innerlich, als es auch noch in Strömen zu regnen begann. Das darf doch nicht wahr sein! Ich nahm all meinen Mut zusammen und ignorierte nun einfach die Streckensperrung, kletterte über die Absperrung und machte mich auf meinen Weg. "Buen Camino - Folge dem Ruf des Weges!"
Was ihr auf den Bildern seht:
- die evangelische Kirche in Märstetten mit Fresken vom jüngsten Gericht
- ein Kirchenfenster aus der wunderschönen Kapelle St. Jakobus in Kaltenbrunnen
- die Eingangstür zu meiner Pilgerherberge auf einem Bauernhof in Tobel
Der vorherige Tag war anstrengend gewesen: Zehn Stunden hatte ich geschlafen, als ich am Morgen um 7.30 Uhr zum Frühstück auf dem Bauernhof erwartet wurde. Es war ein beseeltes Zusammentreffen, denn ich verstand mich mit den Landwirten auf Anhieb sehr gut. Gegen 9 Uhr brach ich auf und genoss die frische Luft und die schöne Landschaft. Die Schweizer platzieren manchmal auf den Wegstrecken "Buech-Bänkli". Dort sind Bücher oder Texte hinterlegt. Leider bekam ich als wohlgelaunte Pilger-Germanistin einen Dämpfer, denn was ich dort las, das waren biblische Weltuntergangsszenarien. Ich hinterließ eine Antwort mit einem Zitat von Juli Zeh. Gegen Mittag setzten Fuß- und Knieschmerzen ein. Aber da musste ich durch. Etappenziel war das Kloster Fischingen. Die mittelalterliche Klosteranlage ist ein Seminar- und Pilgerhotel, eine Brauerei und nicht zuletzt: ein Benediktinerpriorat, in dem fünf bis sieben Benediktiner leben.
Was ihr hier seht:
ab Bild 4 in der oberen Reihe sind es Impressionen vom und aus dem Kloster Fischungen.
Ich startete in den neuen Tag mit drei anderen Pilgern, die ich im Kloster getroffen hatte. Nach einer Stunde guten Gesprächen kapselte ich mich wieder ab. Den Camino sollte man in seinem eigenen Tempo und mit seinen eigenen Gedanken laufen, finde ich. Zudem hatte ich als Lektüre "Mitte des Lebens" von Barbara Bleisch dabei. Ich las in meinen Wanderpausen darin und machte mir meine eigenen Notizen. Der Aufstieg übers Hörnli war körperlich eine Herausforderung. Doch er eröffnete auch eine wunderschöne Kulisse. Den Bodensee und mein dortiges Leben konnte ich von dort oben im Nebel nur erahnen. Viel schwieriger als der Aufstieg gestaltete sich später der Abstieg. Die Knie schmerzten bei jedem Schritt! Am Abend übernachtete ich bei einer Gastfamilie im Tösstal, die mich liebevoll umsorgten und schon bald ließen die Schmerzen auch nach.
Was ihr hier seht:
Bild 2: Der phänomenale Blick vom Hörnli Richtung Bodensee.
Am vierten Tag kam ich zum schönsten Fleckchen Erde meiner bisherigen Pilgerreise. Wald, Felsen, Wasserfall, Licht, das freundlich durch die Baumwipfel grüßte, ein lauer Wind und Vogelgezwitscher - hier am Wasserfall Lauf im Tösstal hätte ich mich am liebsten "eingewaldet" wie einst Henry David Thereau. Hier konnte man dem Lärm der Welt entfliehen, auch wenn es nur für die Dauer eines Frühstücks war. Doch ich musste weiter. Am Nachmittag traf ich auf einen Pilger im Wald, der die Orientierung verloren hatte. Wir waren eine Begegnung und liefen noch bis Rapperswil gemeinsam. Dann trennten sich unsere Wege, denn er hatte sich wie gelegentlich auch Hape Kerkeling ein schönes Hotel gebucht, während ich in einer Pilgerherberge in einem Schlafsaal mit 20 anderen übernachtete.
Was ihr hier seht:
- Untere Reihe: Natur rund um den Wasserfall Lauf
- letztes Bild rechts: Ausblick von Rapperswil
Rapperswil ist eine wunderschöne Stadt, aus der ich am fünften Tag wieder aufbrechen musste. Die so genannte "Rosenstadt" liegt am Zürichsee und ist die letzte Station vor Einsiedeln. Um in Einsiedeln anzukommen, müssen Pilger den See überqueren. Das ist mit dem Steg über das Wasser fast schon ein symbolischer Akt. Ich war also auf dem spirituellen Endspurt. Als ich schließlich die Holzbrücke Rapperswil-Hurden überquerte, begann die letzte Etappe über den Etzelpass. Ein letzter kräftezehrender Aufstieg auf dem Weg zum Kloster Einsiedeln ist das. Doch es lohnt sich: Das Kloster Einsiedeln ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Schweiz. Seit über 1.000 Jahren zieht das Kloster Pilgerinnen und Pilger an. Es ist bekannt für seine schwarze Madonna und die prächtige Barockkirche. Derzeit leben zwischen 40 und 50 Benediktiner-Mönche im Kloster - es ist also ein lebendiger Orte des Glaubens und des Denkens. Einer dieser Mönche sprach in der Abendmesse den Pilgersegen aus, ein besonderes Erlebnis für mich! Ich übernachte im Kloster und frühstückte am nächsten Morgen mit den Mönchen. In einem Gespräch sagte mir ein Mönch, dass er den Jakobsweg auch über mehrere Jahre etappenweise gelaufen sei. Ich versprach, dass ich wiederkehren würde. Dann werde ich mit einer Übernachtung im Kloster Einsiedeln starten und Richtung Genf an die französische Grenze laufen. Das sind rund 400 Kilometer. Wann immer es sein wird, ich freue mich schon drauf. Schließlich heißt es: "Buen Camino. Folge dem Ruf des Weges".
Was ihr hier seht:
- Steg über den Zürichsee
- Überdachte Holzbrücke zum Etzelpass
- Kloster Einsiedeln
Auf zum Land, in dem die Zitronen blühen!
Wir reisen mit Goethe nach Italien. Er startet im September 1786 mit der Kutsche und kommt erst rund anderthalb Jahre später wieder zurück nach Weimar.
Er nimmt folgende Route:
1. Karlsbad
2. München
3. Brenner
4. Trient
5. Verona
6. Vicenza
7. Padua
8. Venedig (hier hielt er sich rund zwei Wochen auf)
9. Bologna
10. Florenz
11. Rom (er blieb knapp vier Monate)
12. Neapel (er blieb knapp einen Monat)
13. Palermo (er blieb etwa zwei Wochen)
14. Agrigent
15. Catania
16. Neapel (er blieb diesmal knapp drei Wochen)
17. Rom (er wohnte in Rom über zehn Monate)
18. Siena
19. Florenz (er verweilte für rund zwei Wochen in Florenz)
20. Bologna
21. Mailand
22. Como
23. Konstanz
24. Nürnberg
25. Weimar
Und das daraus abgeleitete Bild von Andy Warhol findet ihr in der digitalen Sammlung des Städel Museums unter folgendem Link:
https://sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/johann-wolfgang-von-goethe
Bilder oben
Philipp Hackert:
* Die Ausgabungen in Pompeji
* Der Ausbruch des Vesuv 1779
* Rom von der Via Appia gesehen
Bilder oben
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
* Goethe am Fenster der römischen Wohnung am Corso, 1787; Aquarell
* Goethe auf zurückgelehntem Stuhl
* Goethe in seiner römischen Wohnung
Bilder oben
Christoph Heinrich Kniep:
* Tempel von Paestum
* Bucht von Capri
* Blick auf den Monte Pellegrino
Bilder oben
Johann Wolfgang von Goethe
* Villa Medici
* die Cestius-Pyramide bei Mondschein
* Blick auf den Monte Pellegrino
* Auf dem Capitol
Geht mit uns auf Reisen! ☀️🧳😎
In unserem Podcast „Gelebt.Gelesen.Gehört“ - dem Literatur-Podcast der Wieland-Stiftung - reisen wir in der neuen Reihe…
📍 mit Goethe nach Italien
📍 auf dem Jakobsweg mit Hape Kerkeling
📍 mit Frauen aus dem 18. und 19. Jahrhundert (reisen Frauen eigentlich anders?🤔)
📍 zum Mittelpunkt der Erde mit Jules Verne
📍 auf Entdeckungsreise mit Alexander von Humboldt und Daniel Kehlmann
📍 mit Heinrich Heine ins revolutionäre Paris
📍 durch 400 Jahre Geschichte mit Virginia Woolfs „Orlando“
📍 auf einem Roadtrip mit Wolfgang Herrendorf („Tschick“)
📍 bleiben mit Theodor Fontane in Deutschland und zwar in der schönen Mark Brandenburg
📍 auf den Flügeln einer Wildgans durch Schweden (Nils Holgersson)
📍 nach Rom, Indien und Bali mit Elizabeth Gilbert („Eat, Pray, Love“)
📍 sowie „Weit über das Land“ mit Peter Stamm
Also auf Spotify bei uns einsteigen! Ab dem 26. März geht’s los mit den Reisevorbereitungen - Jutta Heinz und Kerstin Bönsch unterhalten sich zunächst über Sinn und Zweck des Reisens sowie dessen Geschichte.
Seid mit dabei beim kostenlosen Podcast der Wieland-Stiftung und abonniert uns auf Spotify! Wir freuen uns auf phantastische Reisen mit Euch!
Sie hatten es (und haben es) deutlich schwerer als ihre männlichen Kollegen, auf dem Literaturmarkt Fuß zu fassen: weibliche Autorinnen. Kerstin Bönsch und Jutta Heinz stellen in 15 Folgen deutschsprachige Autorinnen vor, die man kennen sollte. Sie blicken gemeinsam nicht nur auf die literarischen Werke der Autorinnen, sondern auch auch auf spannende Lebenswege voller Herausforderungen, Schicksalsschläge und Sternstunden.
Jeden zweiten Mittwoch stellen wir eine neue Folge online - hier und auf Spotify.
Folgenübersicht
Mi, 20. März 2024: Bedingungen fürs Schreiben
Mi, 3. April 2024: Sappho (um 500 v. Ch.)
Mi, 17. April 2024: Anna Louisa Karsch (1722-1791)
Di, 30. Mai 2024: Sophie von La Roche (1730-1807)
Mi, 15. Mai 2024: Sophie Mereau (1770-1806)
- - - Wir pausieren in den Pfingstferien - - -
Mi, 5. Juni 2024: Bettine von Arnim (1785-1859)
Mi, 19. Juni 2024: Annette von Droste Hülshoff (1797-1848)
Mi, 3. Juli 2024: Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Mi, 17. Juli 2024: 9. Hedwig Dohm (1831-1919)
- - - Wir pausieren in den Sommerferien - - -
Mi, 18. September 2024: Irmgard Keun (1905-1982)
Mi, 2. Oktober 2024: Marlen Haushofer (1920-1970)
Mi, 16. Oktober 2024: Ingeborg Bachmann (1926-1973)
- - - Wir pausieren in den Herbstferien - - -
Mi, 6. November 2024: Christa Wolf (1929-2011)
Mi, 20. November 2024: Eva Menasse (*1970)
Mi, 4. Dezember 2024: Juli Zeh (*1974)
Text /Konzept/ Sprecherinnen:
Dr. Kerstin Bönsch und PD Dr. Jutta Heinz
Eine Produktion der Wieland-Stiftung
In unserer letzten Folge der Reihe "Autorinnen" widmen wir uns der Schriftstellerin Juli Zeh. Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin und Juristin verfasst politische Romane und hat ein großes Herz für Tiere.
Wir widmen uns in dieser Folge der österreichischen Bestsellerautorin Eva Menasse (*1970). Nicht nur als Schriftstellerin, sondern auch als politische Stimme hat sie Gewicht. Wir beleuchten literarische Essays sowie politisches Engagement und werfen einen kurzen Blick auf den Roman "Dunkelblum".
Die Schriftstellerin Christa Wolf (1929-2011) ist wohl die bekannteste Autorin der DDR. Jutta Heinz und Kerstin Bönsch widmen sich ihren Texten "Kassandra", "Kein Ort. Nirgends." sowie ihrer Poetikvorlesung.
Ingeborg Bachmann gewinnt 1953 den Literaturpreis der berühmten Gruppe 47 und startet anschließend als Schriftstellerin durch. Nach ihr ist noch heute einer der wichtigsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum benannt. Sie hatte zahlreiche Affären – unter anderem mit Paul Celan und Max Frisch.
Die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer wurde berühmt mit ihrem Roman "Die Wand" (1963). Darin überlebt die Protagonistin auf wundersame Weise die Apokalypse in einem Wald, der von einer durchsichtigen Wand himmelhoch umzäunt ist. Sie verbringt nun ihre Zeit als Selbstversorgerin. Abgeschieden vom Rest der (toten) Menschheit lebt sie zusammen mit ihren Tieren - einem Hund, einer Katze und einer Kuh - und schreibt gegen den Wahnsinn an.
Irmgard Keun (1905-1982) gilt als eine große Humoristin in der Weimarer Republik. Im Nationalsozialismus werden ihre Werke verboten und nach dem Zweiten Weltkrieg kann sie literarisch nicht mehr an ihren Erfolg anschließen. Sie war lange Zeit in Vergessenheit geraten, bis die feministische Szene der 1970-erJahre sie wiederentdeckt. Zu ihren bekanntesten Werken zählt „Das kunstseidene Mädchen“.
Sie ist die erste wirkliche Feministin in unserer Reihe: Hedwig Dohm (1831-1919). Die zu Lebzeiten sehr bekannte Autorin geriet etwas in Vergessenheit. Dabei war sie eine scharfzüngige Schriftstellerin, deren Werke von großer Klugheit und Lebenserfahrungen zeugen. Auch Humor in Form von beißender Satire zieht sich durch ihre Essays, Novellen und Romane. Dabei fand sich Hedwig Dohm in guter Gesellschaft, denn ihr Ehemann gab die bekannteste Satirezeitschrift Deutschlands heraus: den "Kladderadatsch".
Sie ist eine der bedeutendsten weiblichen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts: Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916). Andere Autorinnen verspottete sie gerne und zeigte wenig Solidarität. Mit der Droste verbindet sie jedoch einige Gemeinsamkeiten, wenngleich Ebner-Eschenbach bereits zu Lebzeiten wesentlich erfolgreicher war als sie.
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ist eine der bedeutendsten und meistgelesenen deutschen Dichterinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr Nachruhm war sogar ein Zahlungsmittel, denn ihr Bildnis zierte einst den 20-Deutsche-Mark-Schein. Balladen wie "Der Knabe im Moor" oder die Novelle "Die Judenbuche" zählen heute zu Meisterwerken der deutschen Literatur. Dabei war es als schreibende Frau auch für Annette von Droste-Hülshoff alles andere als einfach, auf dem Literaturmarkt Fuß zu fassen. Ihr großer Ruhm stellte sich erst postum ein.
Sie ist die Enkelin der Bestsellerautorin Sophie von La Roche und Schwester von Clemens Brentano, dem romantischen Lyriker: Bettine von Arnim. Nachdem sie sieben Kinder geboren und weitestgehend selbst großgezogen hat, wird sie in ihrer zweiten Lebenshälfte zu einer innovativen und mutigen Schriftstellerin. Sie gibt unter anderem einen Briefwechsel mit Goethe heraus und übt in ihrem Roman "Dies Buch gehört dem König" Sozialkritik an der Politik des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.
Sie war nicht nur eine wunderschöne, sondern auch eine mutige Frau und begnadete Autorin: Sophie Mereau. Ihre Werke sind einzuordnen zwischen Klassik und Romantik. Das Leben von Sophie ist bewegend und kurz. Sie war Ehefrau und Mutter, ließ sich auf eigenen Wunsch scheiden und hatte zahlreiche Affären. Bei der Geburt ihres sechsten Kindes starb sie im Alter von 36 Jahren.
Sophie von La Roche (1730-1807) gilt als erste deutsche Bestsellerautorin. Mit ihrem Debütroman "Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim" (1771) wurde die achtfache Mutter berühmt und zu einer schillernden Figur des 18. Jahrhunderts. Fast wäre sie sogar Goethes Schwiegermutter geworden!
Von der Rinderhirtin zur Berufsautorin: Wir zeichnen den beeindruckenden Weg der Schriftstellerin Anna Louisa Karsch (1722-1791) nach, die als "deutsche Sappho" in die Literaturgeschichte einging.
In dieser Folge reisen wir rund 2500 Jahre zurück ins antike Griechenland; und zwar auf die Insel Lesbos. Hier lebte einst die berühmte Lyrikerin Sappho, die sowohl mit ihrer Dichtung als auch mit Theorien über die Liebe Kultstatus erlangte. Sie inspirierte zahlreiche Autorinnen über viele Jahrhunderte hindurch als Vorbild.
Weibliche Autorinnen hatten es (und haben es teilweise immer noch) schwer, auf dem deutschen Literaturmarkt Fuß zu fassen. Wir belechten die historischen Hintergründe dafür.
Literatur von Frauen. Literatur über Frauen.
Helden und Heldinnen finden wir überall, doch was macht sie aus? Und wieso verbinden wir das Wort meistens mit Männern? Was, wenn Helden und Heldinnen sich nicht so einfach vergleichen lassen? Heldinnen wurden in der Geschichte mehr als einmal vergessen und selbst heutzutage fallen uns beim Brainstormen wohl deutlich mehr männliche Helden ein. Aber heißt das, dass es kaum Heldinnen gibt? Keinesfalls! Wir begeben uns in dieser Podcast-Reihe auf die Suche nach weiblichen Vorbildern.
In Form von Interviews widmen sich PD Dr. Jutta Heinz und Dr. Kerstin Bönsch den Heldinnen in der Literatur sowie der Realität: von Heldinnen des Alltags über solche der Philosophie bis hin zu Heldinnen der Geschichte. Ausgehend von Wielands Leben und Werk knüpfen sie an aktuelle weibliche Vorbilder und Fragen nach modernem Heldentum an.
Folge 1 - Intro
Folge 2 - Teegesellschaften von Heldinnen (Historische Kataloge und moderne Hitlisten)
Folge 3 - Heldinnen in der Literatur (von Johanna von Orleans bis Pippi Langstrumpf)
Folge 4: Wielands Seelenfreundin, Philosophin, Muse und Geliebte (Heldinnen in Wielands Leben)
Folge 5: Liebe als Vernunftehe (Wielands Ehefrau als Heldin?)
Folge 6 - Antike Escortdamen als Philosophinnen (starke Frauen in Wielands Aristipp)
Folge 7- Aufklärung und weibliche Bildung (Wielands Hipparchia als Philosophin aus der Tonne?)
Folge 8 - Wielands Autorinnen und sein frühes Frauenhaus (Sexualität weiblichen Schreibens)
Folge 9 - Heldentum und die Philosophie der Grazien (Wielands "Musarion")
Folge 10 - Brauchen wir neue Heldinnen?
Produktion: Christoph Martin Wieland-Stiftung Biberach
Konzept und Text: PD Dr. Jutta Heinz und Dr. Kerstin Bönsch unter Mitwirkung von Vilja Steib und Alyson Stegmann
Sprechstimme Wieland: Volker Angenbauer
Ihr könnt die Podcasts direkt über den Browser auf unserem Blog anhören, über Soundcloud oder uns direkt auf Spotify folgen: open Spotify!
Ein Stück, das an Aktualität kaum eingebüßt hat: Shakespeares „Der Sturm“ ist ein philosophisches und gesellschaftskritisches Drama, das einen Bogen schlägt vom 17. Jahrhundert (Uraufführung 1611) bis in unsere Gegenwart und die Frage stellt: Wo steht der Mensch zwischen Natur und Gesellschaft? Denn wie es bereits bei Shakespeare anklingt, gilt der Mensch heute als entscheidender Faktor für die biologischen und klimatischen Prozesse der Welt – wir leben im Zeitalter des Anthropozän.
Die Hochschule Biberach (HBC) hat unter Mitarbeit der Wieland-Stiftung sowie der Landesakademie für die musikalische Jugend in Baden-Württemberg eine Podcast-Reihe mit dem Titel „Shakespeares Sturm – ein Biberacher Drama des Anthropozän“ produziert, die pünktlich zu Wielands Todestag am 20. Januar veröffentlicht.
Konzipiert wurde der Podcast von Harald Schwaetzer, Gastprofessor für Philosophie an der HBC und Leiter der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte. Der Podcast bildet auf der einen Seite die Grundlage für eine Lehrveranstaltung im Studium Generale – und bietet auf der anderen Seite in Zeiten von Corona eine digitale Ringvorlesung.
Dabei spielt der Bezug zu Biberach natürlich eine zentrale Rolle. Schließlich wurde die erste originalgetreue deutschsprachige Aufführung 1761 im Biberacher Komödienhaus gegeben: „Der Sturm oder Der erstaunliche Schiffbruch“ in der Übersetzung und unter der Regie von Christoph Martin Wieland.
ZUR ÖFFENTLICHEN RINGVORLESUNG GEHT ES HIER.